Am von Sven Zuschlag in IT & Innovationsmanagement
Wer nicht exponentiell denkt, droht unterzugehen - Achim Berg, Vorstand BITKOM
„Zufriedenheit ist die gutartige Tochter der Lethargie‟
Der deutschen Wirtschaft geht es aktuell ausgezeichnet und sowohl Unternehmen als auch Politik sind mit der wirtschaftlichen Situation zufrieden. Besteht darin eine Gefahr? Herrscht in Deutschland etwa eine digitale Lethargie? Achim Berg, der Vorstand des Digitalverbandes BITKOM, warnt in einem Interview vor einem „Weiter so“. Er gibt konkrete Tipps, wie deutsche Unternehmen den Anschluss im Wettrennen um die digitale Zukunft nicht verlieren. Im Folgenden stellen wir Ihnen die aktuelle Situation der Digitalisierung im Mittelstand anhand zweier Studien kurz vor – und fassen einige von Achim Bergs Hands-on für eine effektive Digitalisierungsstrategie für Sie zusammen.
Zeit und Geld: Die Digitalisierungsstrategie im Mittelstand
Die Zeit drängt, denn die Digitalisierung wartet nicht, bis alle Beteiligten endlich Zeit für sie haben. Tatsächlich führt gerade die gute wirtschaftliche Situation in Deutschland dazu, dass viele Firmen ihre Digitalstrategie nicht mit der erforderlichen Vehemenz verfolgen. Die Auftragsbücher sind voll und es bleibt wenig Zeit für eine ausgeklügelte Zukunftsplanung. Und genau darin besteht die Gefahr:
Zwei aktuelle Studien zeigen, dass die Digitalisierung durchaus ein wichtiges Thema für deutsche Unternehmen ist: Für eine BITKOM-Studie wurden 604 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern befragt: 89 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Chance und immerhin 48 Prozent verfolgen eine zentrale Digitalstrategie. 32 Prozent beklagen jedoch zu wenig Zeit und 21 Prozent zu wenig finanzielle Mittel, um die Strategie effektiv umzusetzen.
Zeit- und Geldmangel lässt Achim Berg nicht gelten, wenn es um die Zukunft geht: Wer Verantwortung für ein Unternehmen trägt, muss in die Zukunft investieren, sagt er. Im Interview fordert er insbesondere CEOs auf, sich schon jetzt konkret Gedanken über die digitale Zukunft ihres Unternehmens zu machen – und neue digitale Geschäftsfelder zu recherchieren. Denn wenn CEOs die digitale Strategie nicht verstehen, versteht der Rest des Unternehmens sie auch nicht.
Anhand weiterer Umfrageergebnisse wird deutlich, dass wichtige Weichenstellungen für die Zukunft noch fehlen. Während die Unternehmen zwar auf digitale Technik setzen und eine Digitalstrategie verfolgen, bleiben echte digitale Innovationen eher im Hintergrund.
In einer Studie der privaten Hochschule IUBH nennen 87 Prozent der Befragten die Optimierung interner Prozesse als Ziel ihrer Digitalisierungsstrategie. Die häufigsten Maßnahmen waren die Einführung neuer Software mit 82 Prozent sowie die Automatisierung von Geschäftsprozessen. Jedoch möchten nur 28 Prozent in neue digitale Geschäftsmodelle investieren.
Die BITKOM-Studie ergibt ein ähnliches Bild: Dort geben 23 Prozent an, neue digitale Geschäftsmodelle erschließen zu wollen.
Doch Achim Berg rät explizit dazu, nicht nur die Produktion zu optimieren, sondern gezielt neue Ideen zu entwickeln. Inwieweit lassen sich digitale Prozesse nutzen, um gänzlich neue Bereich auszuloten? Dabei ist es wichtig, über die simple Optimierung hinauszugehen und neue Ideen zu entwickeln – zum Beispiel individualisierte Produkte, die erst durch digitale Technik kostengünstig möglich sind.
Agile Mitarbeiterführung und der Arbeitsplatz der Zukunft
„Innovationen entstehen immer an der Branchengrenze, nie in der Branche selbst.“
Ebenso wichtig wie eine funktionierend IT sind agiles Management und moderne Mitarbeiterführung. Denn die Zukunft erfordert den kompletten Einsatz aller Ressourcen. Damit neue Ideen wachsen können, plädiert der Chef der BITKOM für eine offene Unternehmenskultur: Dazu gehört auch der konstruktive Umgang mit Fehlern und Fehlentscheidungen – die unabdingbar sind, wenn Neues entstehen soll.
Diese neue Denkweise in bestehende Firmen zu integrieren erfordert ein Umdenken und eine Abkehr von hierarchischen Strukturen. Die digitale Zukunft verlangt Flexibilität – sowohl von den Mitarbeitern als auch von der Unternehmensführung. Digitale Arbeitsplätze und Freiräume für eine angstfreie Kreativität gehören ebenso dazu wie neue Arbeitszeitmodelle.
Was Traditionsfirmen von Start-ups lernen können
Start-ups sind flexibel und aufgrund ihrer Struktur besser an die neue digitale Arbeitswelt angepasst. Traditionelle Unternehmen können sowohl im Bereich der Mitarbeiterführung als auch der Ideenfindung viel von ihnen lernen. Denn Start-ups setzen sich ständig mit Veränderung auseinander und reagieren flexibel auf die Anforderungen des Marktes.
Achim Berg schlägt vor, dass Manager Verantwortung abgeben und in ihren Unternehmen funktionierende Teams bilden, die die unterschiedlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter effektiv bündeln. Er fordert eine Diversity der Gedanken und Qualitäten. Dazu bedarf es auch bei der Unternehmenskultur einer Erneuerung: Eine zukunftsorientierte Denkweise, die offen für neue Ideen ist, sollte in die funktionierenden Strukturen des Unternehmens integriert werden.
Die Zusammenarbeit mit Start-ups kann diesen Schritt erleichtern: Anregungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Start-ups finden Sie im Handlungsleitfaden von VOICE e.V. und in einer Studie des RKW Kompetenzzentrums.
Es liegt in der Hand von Unternehmen die digitale Zukunft zu gestalten
Achim Berg resümiert, dass Deutschland zwar wirtschaftlich erfolgreich, aber ohne Antrieb zur Veränderung ist. Diese Entwicklung ist fatal und es liegt an jedem Unternehmer selbst, die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten. Denn je länger die deutsche Wirtschaft zögert, desto steiler wird der Weg. Obwohl auch die Politik ihren Teil dazu beitragen kann, liegt es wesentlich in der Hand der Unternehmen, die Digitalisierung zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Wer heute exponentiell denkt und eine innovative Digitalstrategie verfolgt – wer also Gas gibt –, kann zuversichtlich in die digitale Zukunft schauen.
CEO/Vorstand
Sven ZuschlagDigitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.
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